Manchmal findet man Juwelen ganz zufällig. Das Thema für den nächsten Kalender des Vereins für Heimatpflege Viersen war die Niers, ein in meiner Jugend ganz und gar unappetitlicher, kanalartiger Fluss, heute ein teilweise renaturiertes Gewässer mit artenreicher Fauna und Flora. In einen Jahreskalender gehören Fotos aus allen Jahreszeiten, – die für den Winter sind hier am milden Niederrhein am schwierigsten. Ein frostiger Tag, an dem sogar die Sonne scheinen sollte, war also eine nicht zu verpassende Gelegenheit für ein Winterfoto. Schon weit vor Sonnenaufgang bin ich durch die knirschenden Wiesen gestapft auf der Suche nach einem passenden Sonnenaufgang-Motiv. Dann fand ich eine hübsche Baumgruppe, hinter der nach meinen Berechnungen bald die Sonne aufgehen müsste. Irgendwann hatte dann die Sonne einen passenden Stand erreicht und ich machte ein paar Fotos, die ich mir aber eigentlich etwas anders vorgestellt hatte. Ich war total durchgefroren. Trotz Handschuhen hatte ich das Gefühl, meine Finger kaum noch bewegen zu können. Es ist erstaunlich und erschreckend, wie kalt so ein Stativ und ein Fotoapparat da draußen im Winter werden können. Auch die Füße waren, trotz ständiger Bewegungsversuche, zu Eisklumpen erstarrt. Also nichts wie weg hier, ins Warme, eine Tasse Kaffee, ein Frühstück. Aber ein viertelstündiger Fußmarsch war noch zu bewältigen und eine ebenso lange Autofahrt im inzwischen sicher auch kühlschrankartigen Wagen.
Warum ich mich dann – auf der Flucht – doch noch einmal umgedreht habe, weiß ich nicht. Aber was ich dann gesehen habe, das hat mich fast umgehauen. Diese wundervoll rosa-verzauberte Flußlandschaft begeistert mich auch heute noch. Fast hätte ich sie übersehen.
Die Niers
Naturpark Maas-Schwalm-Nette
Bei den Arbeiten zum Kalender mit diesem Titel war ich früh morgens am Rothenbach im deutsch-niederländischen Grenzgebiet bei Dalheim unterwegs. Ich wollte eine besonders schöne Spiegelung in dem kleinen Bach erzielen, kletterte also den Hang zum Bachufer hinab und machte das erste Foto, das mir aber noch nicht optimal schien. Also noch näher ans Wasser, etwas in die Hocke, noch ein Schrittchen zurück. Das war’s. Ich stolperte über eine Wurzel und fiel rücklings in den Rothenbach, der für ein unfreiwilliges Vollbad hier groß genug war, – die Kamera in der Hand.
Ein paar Tage später kam der eigentliche Frust: die Kamera hatte einen Totalschaden, nicht mehr zu retten. Wenigstens das Objektiv konnte von Canon, wenn auch nicht ganz preiswert, restauriert werden. Aus der Kamera zu retten war aber die Speicherkarte mit diesem allerletzten Foto meiner geschätzten 5D Mark II:
Kulturdenkmäler im Naturpark Maas-Schwalm-Nette