30.10.2022 Streifen- und Schichten-Geschichten IV
Eine Wand aus rotglühendem Sedimentgestein, in der Wind und Wasser das Relief der zu Stein geronnenen Himmelsschichten sorgfältig herausgearbeitet haben? Ein überdimensionales Brett mit filigraner Maserung, das von einem gewaltigen Welt- oder Waldbrand grell beleuchtet wird? Der leuchtend rote Farbschnitt des himmlischen Buchblocks, dessen Seiten sich im Laufe der Jahrhunderte auch aufgrund der inhaltlichen Schwere leicht verschoben haben? Ein Stück morgendlicher Himmel im Oktober in Richtung Osten, an dem sich Nebel-, Dunst- und Wolkenstreifen zu einem kostbaren Schichtengebilde verdichtet haben, warum auch immer.
28.10.2022 Streifen- und Schichten-Geschichten III
Es ist selten, dass die Geradlinigkeit menschlichen Tuns ausgerechnet am Himmel so deutlich sichtbar wird. Sind die erstaunlich parallelen Streifen ein Zeichen für Zielstrebigkeit, Konsequenz, überlegene Organisation - oder für armselige Einfallslosigkeit, Zucht und Ordnung, Repression? Müssen denn die Flugzeuge wirklich immer in die gleiche Richtung fliegen? Hier an diesem südlichen Himmel ist das anscheinend so, ein viel genutzter Flugkorridor von Ost nach West, und umgekehrt, Abweichungen sind nicht vorgesehen, keine Spur von der besungenen grenzenlosen Freiheit über den Wolken, im Gegenteil, alle menschlichen Spuren weisen auf strengste Disziplinierung hin, die in dieser stark frequentieren Himmelssphäre anscheinend auch absolut notwendig ist. Wie wohltuend, dass der Himmel noch ein paar eigene Wölkchen mobilisiert, locker-flockige, anmutig schwebende Grüppchen, die sich sammeln, verdichten und wieder sanft auseinandertreiben, frei, ungeregelt, ungebunden, mit eigenen chaotisch-heiteren Flugplänen.
27.10.2022 Streifen- und Schichten-Geschichten II
Was soll man von diesen Streifenwolken halten? Bieten sich in ihrer schrägen Ausrichtung als begehbare Rampe an. Aber Vorsicht, das Grau wirkt kompakt und finster und ist dennoch nicht fest und tragfähig. Die hellen Streifen, noch mit einer Ahnung an das Morgenrot aufgehübscht, mögen Zuversicht suggerieren, aber angesichts der schrägen Dunstlamellen der langsam rotierenden Wolkenturbine darüber erscheint das wie pure Heuchelei. Wir raten dem Wanderer auf der Kante zu erhöhter Aufmerksamkeit. Der Himmel scherzt nicht.
25.10.2022 Streifen- und Schichten-Geschichten I
Am Ende des Tages hat es der Himmel doch noch nicht ganz geschafft, Ordnung in sein Gewölk zu bringen. Immerhin, die beiden unteren Reihen sind schon recht gut gelungen und passen sich erfreulich einfühlsam der irdischen Horizontkonstellation an. Aber darüber …
24.10.2022 Am Tage darauf hatte der Turm eine Erscheinung
23.10.2022 Brandaktuell: Er sendet wieder
19.10.2022 Magical Mystery Flight (Ende)
XIX. 18.01 Uhr Und hier ist der Zauber vorbei, im blauen Planeten klafft ein braunes Loch. Da weiß man doch, dass man bald zuhause ist. Es ist das Loch von Garzweiler und die Wolken am unteren Bildrand stammen aus den weiterhin aktiven rheinischen Braunkohlekraftwerken, die es aber nicht geschafft haben, die Wunde in der Landschaft gnädig zu bedecken. Der Ort Immerath am südlichen Abgrund, schräg links unterhalb der Pfeilspitze, wurde schon vor Jahren "zurückgebaut", also abgerissen. Obwohl im Ortsnamen das Wort "immer" anklingt, gab es für ihn keine Chance. Auch das Schicksal des kleinen Dörfchens Lützerath wurde in diesen Tagen, vielleicht sogar in diesen Minuten, zwischen dem RWE-Konzern und der Landes- und Bundesregierung besiegelt. Die Kohle unter dem Dörfchen wird gebraucht, dafür ist 2030 mit der Braunkohleverstromung endgültig Schluss. Lützerath wird es dann schon seit Jahren nicht mehr geben und über dem Pfeil wird stehen: Hier lag Lützerath und der Pfeil zeigt in ein großes braunes Loch.
18.10.2022 Magical Mystery Flight (8)
XVIII. 17.58 Uhr Sich einfach zurücklehnen und in eine andere Welt gleiten lassen. Ein verklärender warmer Abendton kommt hinzu. Fliegende Teppiche begleiten das Flugzeug. Oder sind es schwimmende Schaumflöße? Im Hintergrund gibt es eine Gegenbewegung. Robben, Eisbären, Hunde und weitere flugfähige, aber unbekannte Wesen streben eilig einer himmlischen Versammlung zu, zu der wir nicht eingeladen sind.
XVII. 17.47 Uhr Das Flugzeug gleitet gemach abwärts. Freundlicherweise öffnet sich die dichte Decke, Schaumkrönchen treiben sachte auseinander und anmutig schweben sie schwerelos im blauen Wolkenmehr, in das man jetzt gerne eintauchen möchte.
17.10.2022 Magical Mystery Flight (7)
XVI. 17.15 Uhr Die aufbrausenden Wolkenmassen haben wir hinter uns gelassen. Tief unten bleibt eine dichte flauschige Decke mit innerer Eigendynamik, aber nur noch ein dezentes Köcheln, an einigen Stellen ein sanftes Sprudeln, Blubbern, Kreiseln. Könnte es so ähnlich in einem Braukessel aussehen? Oder habe ich nur Durst auf ein frisches Bier?
XV. 16.59 Uhr Über den Wolken scheint wie immer die Sonne. Der brodelnde Wolkenschaum wirkt aus dieser Perspektive recht harmlos. Aber die dunklen Abgründe an den hohen Wolken verheißen nichts Gutes und unten mag es heftig aufschäumen und wirbeln.
16.10.2022 Magical Mystery Flight (6)
XIV. 16.57 Uhr Ja, schon sind wir mittendrin im aufgewühlten Wolkentoben, dem endgültigen Untergang geweiht, auf immer im Wolkenmehr verschollen - nein, es ist nur der Tele-Blick in die Unwettertiefe, in der man jetzt nicht sein möchte.
XIII. 16.56 Uhr Wolkenaufstand, Wolkenschichten erheben sich bedrohlich, greifen mit weichen Wolkenkrallen gar nach dem Flugzeug, um es in den finstren Schlund zu ziehen?
XII. 16.52 Uhr Der südfranzösische Glanz ist schnell vorbei, Wolken schieben sich zusammen, brodeln, quellen auf, bilden unübersichtliche blumenkohlige Konglomerate. Sind darunter schon die Alpen?
15.10.2022 Magical Mystery Flight (5)
XI. 16.50 Uhr Weiße Wolkenstreifchen und -strichlein, ein wenig grauer Dunst, in der Ferne ein paar Wolkentürme und das rot-golden schimmernde Meer, und unten, als apartes Schmuckstück in die Landschaft gelegt, das flüssige Gold des Lac de St-Cassien.
X. 16.49 Uhr Eine wirklich sympathische Wolkengeste, die Schichten lösen sich zu leicht hingeworfenen zarten Wolkenstrichen auf, die Dunstschleier werden gelüftet, die Abendsonne kann ungehindert das Mittelmeer mit ihrem Gold überziehen, ein prächtiges Schauspiel, auch ohne Azurblau, denn dies ist die Côte d'Azur, das Cap d'Antibes, die Inseln Sainte-Marguerite und Saint-Honorat und die Bucht von Cannes.
14.10.2022 Magical Mystery Flight (4)
IX. 16.48 Uhr Das Ende der scheinbar unendlichen Wolkendecke ist schneller erreicht, als man es vor vier Minuten erwartet hätte. Massive Wolkengebirge drängen sich hinten durch den Dunst und vorne blubbert weicher Wattequalm.
VIII. 16.44 Uhr Schon schiebt sich eine neue Schicht vor das Spektakel, eine unendlich große weiche Wolkendecke verhüllt die gewiss geheimnisvollen Geschehnisse darunter. Eine harte Abbruchkante, ein Wolkenbruch, trägt nicht zur Aufklärung bei.
13.10.2022 Magical Mystery Flight (3)
VII. 16.39 Uhr Natürlich nicht, der Flug geht weiter. Schon ist das weiche Gewölk nach unten gewichen und es scheint dabei seiner ureigensten Aufgabe nachzukommen: es regnet sich aus. Wenn du den Regen suchst, der kommt von oben, - von wegen! Im hellsten Sonnenschein lassen wir aus der Distanz die dunklen Wolken gerne ihr finsteres Geschäft verrichten. Ein strahlender Regentag.
VI. 16.31 Uhr Und schon sind wir mitten drin in der weichen Wolkenkissenlandschaft aus Daunenfedern und Wattebäuschen. Wäre das nicht ein Ort des wohligen Verweilens?
12.10.2022 Magical Mystery Flight (2)
V. 16.29 Uhr Vier Minuten später sind wir knapp über den im Gegenlicht glänzenden, weiß-flauschigen, sich agil tummelnden Wolken, eine in unterschiedliche Richtungen galoppierende Schafherde, über die sich aber bedrohlich eine zähe graue Dunstmasse schieben will.
IV. 16.25 Uhr Der Durchbruch durch die obere Schicht scheint geschafft, plötzlich strahlender Sonnenschein, gleißende Helligkeit, -man kennt das. Weiter hinten eine weitere bauschige Wolkenschicht, ein dynamisches Dunstband, blauer Himmel.
III. 16.24 Uhr Eine Minute später ist die Situation nicht viel klarer. Zwischen der fein strukturierten Wölkchenschicht, die fast wie eine Platte aus gezuckertem Eischnee wirkt, und der weichen grauen Wolkenmasse darunter klafft ein riesiger Abstand von einigen hundert Metern. Aber nur knapp über der Eischnee-Platte liegt eine zweite dünne Wolkenplatte. Ein langer Spalt darin lässt etwas Sonnenlicht durch. Zwischen weichen Wolkenplatten öffnen sich unwägbare graue Tiefen.
11.10.2022 Magical Mystery Flight (1)
II. 16.23 Uhr Noch in der gleichen Minute, ein paar hundert Meter weiter und höher, die Helligkeit ist weg, plötzlich sind wir unter einer kompakten Wolkendecke, die nur wenige Sonnenstrahlen durchlässt, die wieder von der nächsten Schicht aufgefangen werden. Alles erscheint aufgeräumter, klarer gegliedert. Aber die harte Kante an der hellen wattigen Wölkchenschicht in der Mitte des Fotos bleibt auch bei starker Vergrößerung äußerst mysteriös und wirkt fast wie eine nur halb geglückte Fotomontage.
I.16.23 Uhr Ein unübersichtlich-bizarres Geflecht aus Wolkenbändern, -streifen und -schichten in unterschiedlichen Höhen. Dazwischen Land oder Meer? Wo ist der Horizont?
Ein Flug durch die Wolken geht immer, um nachzudenken, um zu trauern, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich nehme Sie für ein paar Fotos mit auf die Reise von Sardinien nach Düsseldorf. Gegen 16.20 Uhr hebt das Flugzeug in Olbia ab und ist wenig später in den Wolken verschwunden. Ab da verzeichnet die Kamera präzise die Zeit.
09.10.2022 Auf dieser Zeichnung eines grauen Wolkenhimmels habe ich ein paar Zeilen aus einem Lied von Jacques Brel zitiert. Mit meinem Freund Serge Marlin habe ich auch über die Bedeutung dieser Metapher gesprochen: Avec un ciel si gris qu’un canal s’est pendu. Serge hat das Chanson dann mit seiner wunderbaren Stimme gecovert und auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht, und an geeigneter Stelle diese Zeichnung als Hintergrund verwendet. Serge Marlin ist 7. Oktober 2022 gestorben. Dieses Bild ist für ihn.
08.10.2022 Symmetrische Feiertagswolke
Vielen organischen Lebewesen ist eine symmetrische Struktur zu eigen. Dazu möchte sich auch diese zwiefach beschwingte und deshalb trotz ihrer Fettleibigkeit flugfähigen Wolke zählen, – womit wir natürlich völlig einverstanden sind.
07.10.2022 Eine sehr breite Wolke, das Format sprengend, den Weitwinkel überfordernd.
06.10.2022 Dieses Foto widme ich einem lieben Menschen und guten Boulefreund. Es entstand am 16.10.2021, dem 84. Geburtstag von Horst Busch. Heute ist er gestorben. Eine wärmende Wolkendecke wird ihm gut tun.
05.10.2022 Und dann ist da noch die wundervolle Wolkenblume aus dem sommerlichen Südtirol, die ich auch nicht gerne für mich behalten möchte. Wie die gleiche Wolke zehn Minuten früher aussah, finden Sie im Beitrag vom 13.08.2022, wie gesagt: ein denkwürdiger wolkenpädagogischer Abend.
04.10.2022 Eine Wolke voller Dynamik, voller Energie, aufgeladen gleich von zwei oder drei Sonnen, glühend, strahlend, kündend – die brauchen wir jetzt.