EPILOG
Aus allen Wolken fallen Was bedeutet das eigentlich? Das www antwortet prompt: "völlig überrascht sein, perplex sein", und man vermutet, dass der Ursprung der Redewendung im Alten Testament liegen könne, wo es bei Jesaja 14,12 hieße "aus allen Himmeln fallen". Ähnliche Vorschläge werden gemacht: "etwas nicht fassen können", "etwas nicht glauben wollen", "ernüchtert, enttäuscht werden", "plötzlich mit der Wirklichkeit konfrontiert werden", "seinen Irrtum erkennen". Mit allen Wolken ist eine Art heile Scheinwelt, ein abgehobener Zustand der Unbekümmertheit oder Ignoranz gemeint, ein Fern-Sein von der Realität. In den Wolken befindet man sich anscheinend in einer wohlig angenehmen Situation, in der man vermutlich gut und sicher gelebt hat, an der man vielleicht selbst mit gebastelt hat, die man nur ungern verlässt, eine Komfortzone, die aber tatsächlich vernebelt und ganz und gar irreal ist. Die Behauptung, gleichzeitig aus allen Wolken, die doch um den gesamten Globus verteilt sind, zu fallen, verdeutlicht zum einen den hohen Abstraktionsgrad des Begriffes, zum anderen die Heftigkeit der Situation. Fiele man nur aus einer Wolke, wäre vielleicht alles nur halb so schlimm?
Das Verlassen selbst scheint i. a. nicht ganz freiwillig aus eigenem Antrieb zu geschehen. Es wird durch etwas oder jemand ausgelöst, durch ein Ereignis, durch eine Begegnung, durch ein Wort, durch eine Erkenntnis, durch was auch immer. Landung oder Aufprall sind indes dem Benutzer der Redewendung nicht mehr wichtig. Offenbar reicht das Verlassen der Wolken nach unten aus, um das Gemeinte auszudrücken. Ich bin der Meinung, dass die Wolken hier zu schlecht wegkommen, und das völlig zu Unrecht. Deshalb möchte ich hier dieser Redewendung eine neue Wendung geben, - das bin ich den Wolken schuldig. Es könnte doch so sein: Die Wolken sind die Realität, das Sichere, Solide, Verlässliche. Verlässt man sie, könnte alles zusammenbrechen: "Ich bin aus allen Wolken gefallen. Werde ich mich wieder zurechtfinden?
24.02.2023 Seit dem Start des Wolkenblogs am 1. September 2020 ist zwar auf unserer Erde insgesamt nur wenig besser geworden, wie der heutige makabre Jahrestag beweist, aber immerhin scheint die Pandemie überwunden. Wir Menschen können uns wieder ähnlich frei bewegen wie die Wolken, die deshalb zwar nicht völlig aus dem Blick geraten, aber doch ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal verlieren. Damit ist das Ende des Wolkenblogs gekommen.
Mit einer neu gestalteten WOLKENGALERIE und dem Versprechen, besondere Wolken, an denen der Fotograf einfach nicht vorbeikommt, dort zu veröffentlichen, schließt der WOLKENBLOG.
Während wir pandämonisch in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, wollen Wolken wandern (www). Diesem Freiheitsbedürfnis der himmlischen Wesen möchte ich gerne nachkommen und Ihnen dabei die wunderbare Welt der Wolken (www) etwas näher bringen. Gegen eine chronologische Abfolge der Fotos in diesem Blog haben meine Wolken schärfstens protestiert. STEFAN KAISER, SEPTEMBER 2020